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Da kommt er endlich: Der brandaktuelle Blogeintrag aus Neuseeland - ta-taaaa! Offen gestanden war der Entwurf dazu schon vor unserem Abflug aus eben jenem eingetippt, lediglich Kleinigkeiten haben noch gefehlt, die ich dann geschwind nach der Ankunft erledigen wollte...
So weit der Plan... Doch angekommen in Huaraz hat mich die suedamerikanische Tranquilitaet gepaart mit der duennen Hoehenluft nachhaltig von jeder geistigen Anstrengung abzuhalten vermocht. Da ich mich aktuell aber in der Kuestenstadt Trujillo befinde, mich ein nicht mehr gekannter Tatendrang gepackt hat und ich obendrein nun schon genau 3 Monate in Peru weile, will ich das mal zum Anlass zu nehmen, euch auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen;-)
5-Paesse-Trek
Unsere erste laengere Unternehmung war eine 6-Tageswanderung durch einen kleinen Teil des Mount Aspiring-Nationalparks. Im Gegensatz zu den bekannteren Treks fuehrte dieser an die Grenze der sprichwoertlichen Wildnis und sogar etwas darueberhinaus: Weit und breit waren keine Huetten in Sicht und der Weg war lediglich waehrend des ersten und der letzten zwei Tage mehr oder minder gut markiert. Dazwischen versichertem einem nur gelegentlich Steinmaenner, dass man doch noch nicht ganz falsch war. Ansonsten konnte man sich tatsaechlich im Lesen von Fussspuren und abgeknickten Zweigen ueben, was die ueberwiegende Zeit ziemlich Spass gemacht hat - ein bisschen wie eine Schnitzeljagd.
Zwischendrin waren immer wieder mal Baeche verschiedener Groesse zu ueberwinden. Die Kiwis a.k.a. Neuseelaender laufen durch sowas einfach durch und folgerichtig den ganzen Tag mit nassen Fuessen rum, was sicherlich die sicherere Herangehensweise ist. Wir haben's trotzdem - wo moeglich - vorgezogen ueber Aeste, Baume etc. zu balancieren oder die Schuhe auszuziehen, nur wenn's gar zu reissend wurde, uns unserem Schicksal ergeben.
Zu unserem grossen Glueck hatten wir 6 Tage lang herrlichstes Wetter, sonst haetten sowohl die Ueber-/Durchquerungen als auch die Orientierung zu groesseren Herausforderungen heranwachsen koennen. Der Infrastruktur entsprechend haben wir nicht soo viele andere Menschen getroffen: insgesamt weniger als 10 Partien und 2 Tage lang mal gar niemanden. Eine Nacht konnten wir statt im Zelt in einem gemuetlichen Felsbiwak (=Steinblock unter dem man liegend Platz hat) verbringen. Praktischerweise sind solche Unterkuenfte meistens in neuseelaendischen Karten eingezeichnet.
War auf jeden Fall mal ne tolle Erfahrung so ganz auf sich gestellt loszuziehen und etwas ins Ungewisse zu laufen - herrliche Wildnis! Nach ein paar Tagen zurueck in der Zivilisation - noch einmal in Queenstown - sind wir schliesslich Richtung Sueden aufgebrochen.
Fiordland Nationalpark
Der groesste Nationalpark Neuseelands umfasst die suedwestliche Ecke der Suedinsel und birgt gleichzeitig eine der bekanntesten Natursehenswuerdigkeiten des Landes: Den Milford Sound, der - wie sollte es anders sein - eigentlich ein Fjord ist. Wegen seiner Lage ist der ganze Natonialpark eine der regenreichsten Regionen der Erde mit ueber 8 Metern Niederschlag pro Jahr. Nichtsdestotrotz hatten wir schon wieder Glueck und haben 3 sonnenreiche Tage dort verbracht.
Mit der Intention hergekommen Alpinklettern zu gehen, haben wir uns vor Ort fuer eine Hochtour entschieden, die auch recht spannend war, doch dazu spaeter mehr. Schliesslich haben wir noch ne Schifffahrt auf besagtem Milford Sound gemacht, vorbei an Seehunden, Wasserfaellen und steil ins Wasser fallenden Granitfluchten.
Southern Scenic Route
Nach diesen ersten beeindruckenden Einblicken in Neuseelands Natur bekam die Reise nun erstmalig den Charakter eines Roadtrips indem wir 6 Tage lang gemaechlich von Te Anau entlang der Suedkueste nach Dunedin gefahren sind. Dabei sind wir der Southern Scenic Route gefolgt, die sich durch das dortige weite, duennbesiedelte und ziemlich stuermische Land schlaengelt, mal mehr, mal weniger weit von der Kueste entfernt.
Sehenswuerdigkeiten hier sind natuerlich mal wieder vor allem natureller Art: Straende und Klippen, Seehund- und Albatroskolonien sowie vereinzelte Seeloewen und Pinguine, hin und wieder Leuchttuerme und kleine verschlafene Orte - wenn man nach innerlicher Ruhe sucht, sind hier sicherlich die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen. Endpunkt der Route ist das etwas lebhaftere Dunedin, was aufgrund seine Gebaude etwas britisch anmutet, waehrend man sich ansonsten in den meisten kleineren Orten hier eher wie in nem Western vorkommt.
Hinter Dunedin ist mir dann noch ein kleineres Missgeschick widerfahren. Nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten, hab ich meine ganze Kleidung ins Auto geworfen, das zu der Zeit ein ´86 Toyota Corolla ohne Zentralverriegelung war. Also Knopf runtergedrueckt, Hose rein, Tuer zu und noch waehrend sie faellt der Gedanke gekommen, dass der Autoschluessel in der Hosentasche ist... Darauf erstmal ne Runde in Boxershorts auf mich selbst schimpfend ums Zelt gerannt... Naja, es war nachts, mitten in der Pampa, kann man erstmal eh nicht viel machen, ausser sich ausmalen, wie man wieder ins Auto kommt. Sehr bloed war halt auch, dass das eher an Christine hing, da ich ausser ner Decke keine Bekleidungsmoeglichkeiten hatte. Sie hat dann auch am naechsten Morgen nen Bauern auftreiben koennen, der mit seinem Taschenwerkzeug Drahtstuecke zurechtgebogen hat, mit denen wir uns abwechselnd im Autoknacken versucht haben - und siehe da, das ist gar nicht so schwer (ohne Zentralverriegelung halt). Habs tatsaechlich nach etwa 3 Minuten aufbekommen, was zum Einen sehr erleichternd war, weil wir ohne allzu grosse Umstaende das Problem los waren, zum Anderen uns aber auch gezeigt hat, wie sicher unser Auto als Aufbewahrungsort zu werten war...
Mt. Aspiring Nationalpark
Nach ein paar Tagen in und um Dunedin sind wir wieder ins Landesinnere gefahren um den Spaetsommer noch zu nutzen und eine weitere Hochtour anzugehen. Urspruenglich bestand die vage Idee den Mt. Aspiring zu besteigen doch sowohl das Wetter als auch hiesige Dimensionen haben das nicht ganz zugelassen. Wenn die Berge hier auch aehnlich hoch sind wie in den Ostalpen (wobei die Gletscher bis auf unter 2000 m runterreichen), so startet man doch viel tiefer. Allein das faellte aber auch nicht so ins Gewicht sondern vielmehr die ewigen Talhatscher. Wahrscheinlich sind die Taeler hier auch nicht viel laenger als bei uns, nur kann man halt in den Alpen mit dem Auto ganz hinterfahren, waehrend man hier erstmal 1-2 Tage laeuft - verdammte Wildnis!
Da die Kiwis das auch ungemein zu nerven scheint, ist es grosse Mode sich mal schnell mit dem Heli zur Huette fliegen zu lassen. Nichtsdestotrotz wollen einem einheimische Bergsteiger und - fuehrer weismachen dass das Bergsteigen hier viel schwieriger ist als bei uns ("a men's country") - da ist ja noch das extrem unberechenbare Wetter...
Um diesem Anspruch auch in jedweder Richtung gerecht zu werden sind alle Routenbeschreibungen, die man so finden kann, etwas vage gehalten so dass "climb" alles heissen kann von Auf-2-Beinen-Bergaufgehen bis hinzu Plattenschleicherei im III-IV. Schwierigkeitsgrad (Entschuldigung wegen der Fachsimpelei). Schwierigkeiten werden generell nur ungern in Form irgendeiner Skala angegeben. Find ich grundsaetzlich eigentlich gar nicht so schlecht, verleiht dem ganzen eine urspruenglichere Komponent. Man muss sich halt erstmal drauf einstellen.
Nach 1 1/2 Tagen waren wir jedenfalls auf der Huette, die als Ausgangspunkt zur Gipfelbesteigung dient und haben den restlichen Proviant genutzt um 2 Tage gemuetlich rauszulaufen und fuer die Nacht 2 Stunden nach einem weiterem Felsbiwak zu suchen - man koennte meinen, wir waeren permanent auf der Suche nach irgendwas - wahrscheinlich der wahre Grund fuers Reisen;-)
Otago & Canterbury
Im Anschluss daran und ans Klettern in Wanaka sind wir gemaechlich sozusagen durch's Herzland der Suedinsel gefahren, das vor allem aus von Bergketten unterbrochener, mit Tussockgras bewachsener Praerie besteht. Leider haben irgendwann die ersten 2 Gaenge unseres Autos ihren Dienst versagt. Immerhin konnten wir so noch bis nach Christchurch, der groessten Stadt der Suedinsel, fahren, wo wir eine Woche drauf verwandt haben, das alte loszuwerden und ein neues, gebrauchtes Auto zu erstehen. Anschliessend haben wir uns knapp 2 Wochen wieder mehr dem Klettern gewidmet, ehe wir noch einmal nach Christchurch kamen um die Schaeden eines sich zwischenzeitlich ereigneten Auffahrunfalls (zum Glueck ist uns jemand draufgefahren und zum groesseren Glueck war's nur ein Blechschaden) reparieren zu lassen. Ausserdem haben wir Jan (meinen Bruder) vom Flughafen abgeholt, so dass wir die restliche Zeit in Neuseeland ueberwiegend zu dritt gereist sind.
Christchurch selber hat jetzt nicht soo viel zu bieten (ausser Autohaendlern und -werkstaetten natuerlich;-)), aber wenn man Staedtefanatiker ist, sollte Neuseeland eh nicht die erste Wahl sein.
Nelson Lakes Nationalpark & Golden Bay
Nach einem Schlenker entlang der rauen und oft verregneten Westkueste sind wir wieder ins Landesinnere gefahren um einen Trek im Nelson Lakes Nationalpark zu unternehmen. Mittlerweile war es schon Herbst geworden was teils ganz ordentliche Stuerme mit sich brachte. Einer davon ereilte uns auf dem Trek, raubte uns den Schlaf und brachte langanhaltenden Regen mit sich - Mist! Egal, war trotzdem nett.
Um dem zu entrinnen ging's in die Golden Bay am Nordwestzipfel der Suedinsel, die angeblich die meisten Sonnenscheinstunden derselbigen aufweist und auch waehrend wir dort waren ihrem Namen Ehre machte. Neben tollen Straenden liegt dort vor allem Neuseelands wohl bekanntestes Sportklettergebiet: Paynes Ford. Hier gefiel es uns so gut, dass wir gleich mal eine knappe Woche blieben ehe es schliesslich zum letzten Trek auf der Suedinsel ging:
Queen-Charlotte-Trek
Dieser Trek hatte einen ganz anderen Charakter als die bisherigen. Er fuehrte zum groessten Teil auf dem Grat einer zwischen zwei Meeresarmen gelegenen Huegelkette entlang. Das sorgte tagsueber fuer schoene Aussichten, waehrend die in kleinen Buchten gelegenen Zeltplaetze Fruehstueck und Abendessen am Meer garantierten - wie schon die Suedkueste ein guter Ort, wenn man Ruhe und Abgeschiedenheit sucht.
Damit ging der Aufenthalt auf der Suedinsel zu Ende und Mitte April sind wir mit der Faehre von Picton nach Wellington uebergesetzt.